(Gastbeitrag von Gerfried) Wenn wir von unseren häufigen Reisen nach Limnos erzählen, ernten wir meist fragende Blicke. Von Limnos hat kaum jemand gehört, denn zu den populärsten Urlaubszielen in Griechenland zählt die Ägäis-Insel nicht. Und doch hat sie uns mit ihrem ursprünglichen Charme, den herzlichen Bewohnern und ihrer kargen Landschaft in ihren Bann gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Insel Limnos
- Zurück zum Griechenland von früher
- Geschichte und Mythologie von Limnos
- Die beste Reisezeit für Limnos
- Nach Limnos gelangen
- Unterwegs auf Limnos
- Der Westen von Limnos
- Limnos‘ Norden
- Die Insel-Mitte
- Der Osten von Limnos: Beach Action und mehr
- Der Süden von Limnos
- Kulinarik auf Limnos
- Aktivurlaub auf Limnos
- Was macht eine Reise nach Limnos aus?
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Die Insel Limnos
Limnos liegt in der Nord-Ägäis, zwischen Griechenland und der Türkei. Die griechischen Inseln Thassos, Samothraki und das türkische Gökçeada sind ihre Nachbar-Inseln. Limnos ist eine in weiten Teilen flache Insel mit vielen Stränden. Es gibt aber auch einige Hügelketten und Berge, die bis zu 430 Meter hoch sind.
Zurück zum Griechenland von früher
Als wir im Jahr 2016 das erste Mal hier landeten, waren wir erstaunt, welch ursprüngliches Griechenland wir hier noch vorfanden. Zwar gewinnt die Insel seither gefühlt jährlich an Popularität, aber dennoch bietet Limnos weiterhin eine beschauliche, typische Griechenland-Erfahrung für Ruhesuchende, die keine „Größer-Höher-Weiter“-Highlights benötigen.
Geschichte und Mythologie von Limnos
Dass Limnos heute touristisch eher unbekannt ist, bedeutet nicht, dass die Insel nichts zu erzählen hätte. Schon Hephaistos, der griechische Gott des Feuers und der Schmiedekunst, soll hier nach seinem Rauswurf vom Olymp zu Hause gewesen und verehrt worden sein. Herakles war angeblich auf der Insel, und die Griechen am Weg nach Troja sollen ebenfalls einen Stopp eingelegt haben.
Fest steht, dass die Insel wohl vor 15.000 Jahren besiedelt wurde, und schon um 3000 v.Chr. zum bedeutenden Handels-Umschlagplatz in der Ägäis wurde. Griechen, Venezianer und Türken gaben sich, was die Herrschaft über die Insel anbelangt, dann noch einige Male die Klinke in die Hand, doch seit 1912 ist Limnos wieder vollständig in griechischer Hand.
Die beste Reisezeit für Limnos
Limnos liegt, verglichen mit den meisten griechischen Inseln, relativ weit nördlich. Daher bietet es eher gemäßigte Temperaturen – für griechische Verhältnisse.
Die kurze Touri-Saison auf Limnos
Die Inselbewohner sagen, dass ihre Saison aufgrund der nördlichen Lage sehr kurz ist. Touristen in nennenswerten Zahlen kommen von Juni bis etwa Mitte September. Außerhalb dieser Zeiten haben viele Cafés und Tourismus-Einrichtungen dann auch geschlossen. Wer kein umfangreiches, touristisches Angebot benötigt, wird die absolute Ruhe in der Nebensaison jedoch schätzen.
Blühendes Limnos im Frühjahr
Als wir nach zwei Besuchen im Spätsommer zum ersten Mal bereits Ende Mai nach Limnos kamen, waren wir von der grünen Umgebung überrascht. Im Frühjahr blüht Limnos. Die Landschaften, die sich im Sommer in charmanten Ockertönen präsentieren, sind plötzlich grün, und voller Blumen. Die Temperaturen sind dann tagsüber bereits sehr angenehm, nachts jedoch noch recht kühl.
Der Sommer auf Limnos
Von etwa Juni bis September hängt das Klima sehr davon ab, ob der sogenannte Meltemi funktioniert. Dieser Nordwind bläst im Sommer in der Ägäis relativ zuverlässig, und wenn er das tut, kühlt er auch die Insel. Bleibt er aus, kann es sehr heiß werden.
Im Sommer zeigt sich Limnos karg, ganz in Brauntöne gekleidet. Doch wenn die Abendsonne die Getreidefelder erleuchtet, und man im Hintergrund einen weißen Salzsee und dann das blaue Meer erblickt, ist auch das ein unbeschreiblich schöner Anblick, dem Fotos gar nicht gerecht werden.
Von Spätherbst bis zum Frühling auf Limnos
Im Winter kann es auf Limnos stürmisch und kalt sein, weshalb es dann eher keine Touristen anzieht. Die touristischen Einrichtungen haben dann auch durchwegs geschlossen.
Nach Limnos gelangen
Nach Limnos kannst du sowohl per Schiff als auch per Flugzeug reisen.
Mit dem Auto, dem Wohnmobil oder zu Fuß nach Limnos
Wir erreichen Limnos mit dem Wohnmobil meist von der Hafenstadt Kavala aus. Von dort dauert die Fahrt mit der Fähre etwa vier Stunden, und da man beinahe die Hälfte davon im Windschatten der Insel Thassos zurücklegt, ist die Fahrt auch für Landratten wie mich erträglich. Auch vom Süden aus kannst du Limnos von einer der Häfen bei Athen (Piräus, Lavrio) erreichen. Unterwegs kannst du eventuell sogar noch Station auf einer anderen Insel machen, bevor du nach Limnos gelangt. Wir haben 2017 zum Beispiel die Fähr-Fahrt auf Lesbos unterbrochen. Die Fähr-Routen ändern sich jährlich, eine Recherche der erreichbaren Inseln lohnt sich.
Nach Limnos fliegen
Limnos hat einen internationalen Flughafen, doch sehr viele, internationale Flüge werden nicht angeboten. Charterflüge aus Nord und Mitteleuropa gibt es zwar, doch du kannst den Abflugs-Flughafen nicht gerade frei wählen. Die Flugpläne werden jährlich angepasst, und es lohnt sich, dich zu Beginn der Saison genau zu informieren. Findest du keinen Direktflug, kannst du aber auch über Athen oder Thessaloniki fliegen.
Unterwegs auf Limnos
Für die Fortbewegung auf Limnos greifst du am besten auf einen eigenen, fahrbaren Untersatz zurück. Die Hauptstraßen sind mit allem befahrbar, doch die kleineren Wege zu entlegenen Stränden sind schon mal holprig, sandig und in schlechtem Zustand. Dann ist ein Geländewagen im Vorteil.
Der Westen von Limnos
Der Westen von Limnos ist geprägt von der Inselhauptstadt Myrina. Er ist relativ hügelig, und das Gebiet eignet sich für einige (Wander-)Ausflüge.
Die Hauptstadt Myrina
Ganz im Westen der Insel findest du die Hauptstadt Myrina. Hier legen auch die Fähren an. In und um Myrina gibt es viele Restaurants und einige, größere Hotelanlagen. Doch Massentourismus findest du auch hier nicht, Limnos ist selbst in der Insel-Hauptstadt recht beschaulich.
Die schönsten Fotos von Myrina machst du, wenn du die byzantinische Festung erklimmt. Dafür solltest du früh aufstehen oder bis zum Abend warten, denn der Aufstieg ist in der Hitze des Tages doch etwas anstrengend.
Wenn du Glück hast, triffst du oben dann auch einige der Rehe an, die hier leben. Diese wurden in den 70ern von Rhodos importiert und stellen ein Kuriosum dar, da sie auf Limnos nur rund um die Festung Myrinas leben. Bei guter Sicht siehst du beim Abendessen in Myrina dann den Berg Athos aus dem Meer ragen – ein erhabener Anblick!
Zum Höhlen-Kirchlein wandern
Panagia Kakaviotissa ist ein sehenswertes Kirchlein, das auf einem Berg direkt in den Felsen gebaut wurde. Um dorthin zu gelangen, fährst du von Myrina aus etwa fünf Minuten auf Asphalt, bevor du auf eine Schotterpiste bergauf abbiegst. Die Fahrt ist mit dem Pkw kein Problem, mit dem Wohnmobil allerdings eine Herausforderung. Nach dem Erreichen des Parkplatzes hast du noch etwa eine halbe Stunde Wanderung vor dir. Gutes Schuhwerk empfiehlt sich aufgrund der Stufen und des steilen Weges.
Limnos‘ Norden
Wer in den Norden von Limnos fährt, darf sich vor schmalen und holprigen Straßen nicht fürchten. Hier bist du meist auf Schotterpisten unterwegs, und die Region ist generell sehr hügelig.
Die Düne von Gomati und Gomati Beach
Doch die beschwerliche Fahrt zahlt sich aus, denn die Düne von Gomati ist sehr sehenswert. Nach einigen Minuten Fußmarsch fühlst du dich wie mitten in der Wüste. Danach kannst du am Gomati Beach gemütlich ein Frappé trinken. Gomati Beach ist bei passender Wetterlage übrigens auch der Wave-Spot der Insel.
Lava-Formationen bei Falakro
Östlich von Gomati finden sich die interessanten Lava-Formationen von Falakro. Du erreichst sie vom Dorf Atsiki aus, wenn du in Richtung Propouli abbiegst (und daran vorbeifährt).
Die Insel-Mitte
In der Insel-Mitte geht es eher ruhig zu. Da es hier flach ist, findest du hier den Flughafen von Limnos. Flugreisende kommen daher sehr zentral an, und können zeitnah alle Insel-Regionen erreichen, was für die Auswahl der Unterkunft sehr praktisch ist.
Kotsinas ist ein netter Fischerhafen wenige Kilometer nordöstlich des Flughafens, der vor allem für seine abends gut besuchten Fisch-Restaurants bekannt ist.
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Der Osten von Limnos: Beach Action und mehr
Im Osten finden sich einige der schönsten Strände von Limnos. Am Keros Beach tummeln sich Kite- und Windsurfer, am Red Rock Beach bei passender Dünung die Wave-Surfer. Doch auch das Sightseeing kommt nicht zu kurz.
Lost Place auf Limnos
Wer für Lost Places brennt, wird die verlassene Touristensiedlung nördlich des Saravari Beach lieben. Hier wurde eine Riesen-Anlage auf einem Hügel erbaut, dann aber nur ein oder zwei Saisonen betrieben, und anschließend dem Verfall preisgegeben. Ein wenig Vorsicht ist geboten, denn abgesperrt sind hier nicht einmal die Aufzug-Schächte, und die Gemäuer bröckeln kräftig.
Salzsee Aliki
Der Salzsee Aliki ist nicht nur ein Paradies für Vogelbeobachter (im Frühjahr soll man hier Flamingos sehen), er dient den Einwohnern auch als Quelle der Salzgewinnung. Im Frühling gibt es hier eine kurze Periode, nachdem das Wasser aus dem See vertrocknet ist, wo das Salz gewonnen werden kann, bevor es zu hart eintrocknet. Die Frauen der umliegenden Dörfer verpacken es dann in Polster-Überzüge, um das Salz an der Luft zu trocknen.
Die älteste Siedlung Europas
Poliochni ist angeblich die älteste, städtische Siedlung Europas und stammt aus dem dritten Jahrtausend v.Chr. Die Siedlung wurde bei einem Erdbeben zerstört, und danach vernachlässigt, kann aber heute wieder besichtigt werden. Wenn du nach der Besichtigung (komplett ohne Schatten, nimm dir eine Wasserflasche mit!) dann Abkühlung benötigst, suchst du am besten die Beach Bar am nahegelegenen Red Rock Beach auf.
Moudros
Moudros ist der Verwaltungssitz des gesamten Westens der Insel, und die zweitgrößte Stadt von Limnos. Aufgrund der Nähe ist sie auch erster Anlaufpunkt für die meisten Aktivurlauber am Keros-Beach.
Du findest hier Restaurants, Märkte, eine Ärztin (die schon 30 Seeigel-Stacheln aus meinem Fuß entfernen musste) und den besten Kaffee der Insel im großartigen Pezoula-Café. Chef Alexandros sorgt auch jedes Jahr für neue, kulinarische Köstlichkeiten, und jeder Besuch bringt uns die Insel ein Stück näher.
Rund um das Städtchen gibt es einige Strände, wie den großen und den kleinen Fanaraki-Strand.
Das antike Ifestia
Ifestia nahe Kontopouli bietet Einblicke ins antike Griechenland. Ausgrabungen eines Amphitheaters, eines Friedhofs und vielem mehr führen zurück in die Zeit, als Limnos noch an einer wichtigen, antiken Handelsroute lag.
Der Süden von Limnos
Der Süden der Insel nahe Myrina eignet sich mit einigen Unterkünften, traditionellen Dörfern wie Thanos und Plati, und vielen Stränden zum Relaxen. Auf der ganzen Insel finden sich verfallene Windmühlen, doch jene in Kontias wurden schön restauriert, und geben ein schönes Fotomotiv ab.
Bei Nea Koutali findest du ein weiteres Fotomotiv: Die Kirche Eklesia Agios Nikolaos, die auf einer Insel ins Meer gebaut wurde, ist sehenswert. Du überreichst sie über einen langen Damm.
Kulinarik auf Limnos
Du bekommst auf Limnos natürlich alle Klassiker der griechischen Küche, und das oft in ausgezeichneter Qualität. Man legt auf Limnos aber vor allem Wert auf Regionalität und qualitativ hochwertige Zutaten.
- So wird das Mavragani Brot aus einer ursprünglichen Weizensorte aus der Antike hergestellt. Diese Sorte wird auf Limnos immer noch angebaut, und verleiht dem Brot seinen besonderen Geschmack.
- Ein typisches Gericht der Insel ist „Hahn mit Flomaria„. Flomaria sind eine für Limnos typische Nudel-Variante.
- Die ausgezeichneten, lokalen Käsesorten wie Melichloro und Kalathaki (im Korbgeflecht getrocknet) solltest du unbedingt probieren.
- Dazu passt gut der trockene Wein aus Muskat-Trauben, der auf Limnos angebaut wird. Die lokalen Wein-Varietäten wurden bereits in Homers Ilias erwähnt.
Wer sich schon einmal auf die Köstlichkeiten in Limnos vorbereiten möchte, findet hier ein kostenloses Kochbuch mit Rezepten aus Limnos.
Und wer sich vor Ort eine geführte Reise durch die Genüsse der Insel gönnen möchte, dem sei Taste Lemnos ans Herz gelegt. Das Familienunternehmen betreut seine Gäste sehr persönlich, und stellt sicher, dass einem kein kulinarischer Geheimtipp entgeht.
Aktivurlaub auf Limnos
Aktivurlauber zieht es hauptsächlich wegen der Möglichkeit zum Wind- und Kitesurfen nach Limnos. So landeten auch wir das erste Mal auf Limnos.
- Der Keros-Beach ist das Mekka für Windsurfer und Kitesurfer gleichermaßen. Eine sichere Bucht und zuverlässiger (wenn auch etwas böiger) Wind machen den Surfurlaub hier zum Genuss. Der Strand befindet sich in einem Naturschutzgebiet, weshalb du hier (glücklicherweise) keine Hotels und Apartments findest.
- Du kannst am Hang hinter dem Strand jedoch in Luxus-Zelten übernachten. Auch die nahen Dörfer Kalliopi und Kontopouli bieten einige Unterkünfte. Luxushotels solltest du hier nicht erwarten, und das ist gut so. So bewahren die Dörfer ihren Charme eines ursprünglichen Griechenlands.
- Weitere Surf-Spots gibt es am Red Rock Beach und am Gomati Beach (beides Wave-Reviere).
Was macht eine Reise nach Limnos aus?
Was führt nun dazu, dass wir beinahe im Jahresrhythmus nach Limnos zurückkehren? Es ist nicht die Anzahl der (durchaus vorhandenen) Sightseeing-Spots, denn diese kennen wir bereits. Limnos hat auch nicht die höchsten Berge oder die längsten Strände in der Ägäis zu bieten. Es ist nicht einmal das (ausgezeichnete) Essen, das uns immer wieder auf die Insel führt.
Wenn wir nach Limnos kommen, stellt sich einfach ein Gefühl von „zuhause sein“ ein – wenn auch nur für ein paar Wochen. Die Herzlichkeit, mit der einem die Inselbewohner begegnen, der einfache Charme der kargen Insel, und die unaufgeregte Natürlichkeit, mit der Limnos seine Besucher empfängt, überzeugt uns einfach jedes Mal aufs Neue.
Wer Instagram-geeignete Highlights und Superlative erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Limnos eignet sich für jene Reisenden, die das „echte Griechenland“ suchen, das auf einigen Tourismus-Inseln mittlerweile ein wenig verloren gegangen ist.
Über den Autor
Gerfried war schon als Dreijähriger im Wohnmobil in Griechenland. Damals haben ihn Griechenland und das Wohnmobil-Reisen gepackt, und bis heute nicht mehr losgelassen. Heute schreibt er im Wohnmobil-Ratgeber WoMoGuide nicht nur Reiseberichte, sondern bietet auch Tipps zum Wohnmobil-Kauf für Neulinge und Nützliches für erfahrene Camper.
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Eine sehr interessanter und schöner Reisebericht, den ich beim Stöbern zu griechischen Inseln gefunden habe. Da bekommt man echt Lust, das echte , alte Griechenland einmal selbst kennenzulernen.
Das freut mich, dass du auf meinem Reiseblog gelandet bist und dir der Beitrag gefällt. Viel Spaß noch beim Stöbern!
Sehr schöner und informativer Reisebericht, auch wenn der Autor anscheinend an einer „Ost-West-Schwäche“ leidet.
Normalerweise geht‘s dem Autor damit gut, aber Fehler passieren ihm halt auch mal ;)
Danke für den Hinweis darauf.